Spiele der Erwachsenen
Transaktionsanalyse von Eric Berne 

Spiele im Sinne der Transaktionsanalyse sind nicht unbedingt zum Lachen. Als Eric Berne den Begriff Psychologische Spiele 1964 in seinem Buch Spiele der Erwachsenen zum ersten Mal verwendete, ging es nicht darum, dass Menschen Spaß haben. Im Gegenteil. Sie können sogar ernsthafte Konsequenzen haben. In diesem Artikel erfährst du:

1. Spiele der Erwachsenen - Das Buch von Eric Berne


Eric Berne, beschreibt in seinem Buch “Spiele der Erwachsenen” ein ungesundes Verhaltensmuster zwischen Menschen. Er gibt den verschiedenen Dynamiken Namen, wie:
  • “Für wen halten sie mich eigentlich?” oder
  • “Ja, aber…”

Die Literatur des Buches verhilft zu erhöhter Bewusstheit in Bezug auf den Verlauf von Beziehungsdynamiken in persönlichen, familiären, romantischen und gesellschaftlichen Situationen

Das Buch ist meiner Einschätzung nach für Psychologie Anfänger weniger geeignet. Der Schreibstil ist eher wissenschaftlich ausgerichtet. Hier empfiehlt sich eher “Die Transaktionsanalyse: Eine Einführung” von Stewart und Joines. Auch in Bezug auf den Zeitgeist ist das Buch schon etwas in die Jahre gekommen.


Dennoch handelt es sich um ein Standardwerk, dessen Studium den Leser mit Eric Berne näher bringen kann.

Eric Berne Spiele der Erwachsenen

In einem TA-Wochenendkurs lernst du die verschiedenen Konzepte der Transaktionsanalyse kennen. Darunter auch Spiele und das Drama Dreieck. Hier kannst du dich weiter darüber informieren.

2. Psychologische Spiele - Definition, Gründe, Aufbau und Eigenschaften

Als erstes schauen wir, wie pschologische Spiele überhaupt definiert sind. Danach besprechen wir die Gründe, den Aufbau und die Eigenschaften von ihnen.

a) Definition

Bei einem Spiel handelt es sich um einen festgelegten Ablauf mit einem verdeckten Motiv. Dieses ist dem Bewusstsein vielleicht gar nicht zugänglich und wird erst in dem Moment offenbart, in dem die Beteiligten ihr Verhalten ändern. Es führt dazu, dass jeder Beteiligte sich unverstanden oder verwirrt fühlt.

b) Gründe für Spiele

Virginia Satir, eine berühmte Familientherapeutin, sagte einmal:

“Die stärkste Kraft im Menschen ist nicht der Überlebensinstinkt. Es ist die Gewohnheit.”

Wenn wir Spiele spielen, befriedigen wir unsere Bedürfnisse mit gewohnten, aber überholten, Strategien aus der Kindheit. Spiele ermöglichen uns:

  • Gegenseitige Aufmerksamkeit und Zuwendung zu erhalten, wenn auch in negativer Form
  • Die Vermeidung von Verantwortung, Engagement, Konfrontation oder verbindlichen Abmachungen
  • Nahestehende Personen auf Distanz zu halten, aber trotzdem einen intensiven Austausch zu haben
  • Unsere Grundeinstellung, Weltanschauung und Überzeugungen zu bestätigen
  • Situationen zu vermeiden, die unsere Sicht der Dinge, also unseren Bezugsrahmen, in Frage stellen könnten

Mit Spielen vermeiden wir, unser volles Potential zu leben. Wir bestätigen negative Teile unseres Lebensskripts und wir vermeiden intime Beziehungen. Mit intimen Beziehungen ist ein “In-Kontakt-Treten” mit Menschen gemeint, der einen offenen Austausch von Gefühlen zulässt und der keine verdeckten Motive verfolgt.

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c) Kommunikation Spiele Erwachsene - Aufbau

Kommunikation Spiele Erwachsene - die Transaktionsanalyse kennt drei Spielgrade:

  1. Transaktionsanalyse Spiele des ersten Grades sind gesellschaftlich noch zulässig. Man redet also öffentlich darüber. Beispielsweise der Streit mit dem Partner.
  2. Über Spiele des zweiten Grades wird nicht mehr in der Öffentlichkeit gesprochen. Sie werden lieber geheim gehalten. Zum Beispiel die verdeckte Alkoholsucht eines Verwandten.
  3. Der dritte Spielgrad führt zu unumkehrbaren Folgen. Das könnte eine Auseinandersetzung vor Gericht wegen Körperverletzung sein.

Spiele laufen nach einem bestimmten Muster ab. Dieses Muster wird als Spielformel oder Formel G (formula game) bezeichnet. Sie besteht aus:

  1. Einer attraktiven Falle
  2. Dem Spielinteresse
  3. Reaktion (Austausch intensiver Aufmerksamkeit)
  4. Rollenwechsel
  5. Moment der Perplexiblität
  6. Auszahlung

Wenden wir diese Formel an: Er bittet sie, einen soeben verfassten Text Korrektur zu lesen und ist sich nicht im Klaren darüber, dass er eigentlich auch positives Feedback haben möchte. Er ergänzt: “...aber der Text ist noch schlecht.” und stellt damit eine Falle (1. Attraktive Falle) auf, indem er sie einlädt, besonders viel Kritik zu üben.

Obwohl der Text noch schlecht ist, geht sie auf die Einladung ein (2. Spielinteresse) und beginnt die Korrektur.

Sie kritisiert eine Menge, dabei kommt sie sich hilfreich und eloquent vor. Er bekommt das ersehnte Feedback (3. Reaktion - beide erhalten intensive Aufmerksamkeit).

Nach einiger Zeit ist es ihm zu viel der Kritik und er wird ärgerlich. Sein insgeheimer Wunsch nach Anerkennung bleibt durch seine Einladung weitestgehend aus. Er hatte ihn zudem auch nicht geäußert. Er wechselt von der Rolle des dankbaren Bittstellers in die Rolle des Anklägers und fängt an zu schimpfen: “Ich habe überhaupt keine Lust mehr auf deine gemeine Kritik. Gib mir den Text zurück!(4. Rollenwechsel)

Sie ist sichtlich überrascht von seinem neuen Verhalten. (5. Moment der Perplexität)

Beide erhalten ihre Auszahlung in Form von schlechten Gefühlen und einem Beziehungskrach. (6. Auszahlung)

Der Spielgewinn ist das Ergebnis und zugleich der Höhepunkt des Spiels. Er besteht meistens aus negativen Gefühlen oder daraus abgeleiteten Handlungen. In diesem Beispiel: Der Beziehungskrach.

d) Transaktionsanalyse Spiele -  Eigenschaften

Spiele im Sinne der Transaktionsanalyse haben gewisse Eigenschaften:

  • Sie laufen immer wieder nach dem gleichen Muster ab. Situationen und Spielpartner können wechseln, aber das Muster bleibt immer dasselbe.
  • Sie finden unbewusst statt. Die meisten Menschen sind sich also nicht im Klaren darüber, dass sie spielen.
  • Am Ende eines jeden Spiels erleben die Spieler unangenehme Gefühle, sogenannte Maschen-Gefühle.
  • Zu einem Spiel gehört ein Moment der Überraschung oder Verwirrung. An irgendeiner Stelle passiert etwas für die Beteiligten Unerwartetes. Irgendwie haben die Spieler ihre Rollen im Drama-Dreieck gewechselt.
  • Bei Kleinkrieg darüber, wer schuld ist, wer angefangen hat oder wer Recht hat, handelt es sich quasi immer um Spiele.

    Übrigens: Die Transaktionsanalyse hat noch andere interessante Konzepte auf Lager.

3. Das Drama Dreieck zur Analyse von Spielen + Drama Dreieck Übungen

Das Drama Dreieck ist ein Konzept von Stephen Karpman, das aufgrund seiner Klarheit und Einfachheit häufig zur Analyse von Spielen verwendet wird. Du erhältst zudem Drama Dreieck Übungen, damit du anfangen kannst, die Theorie in die Praxis zu bringen.

Beim Drama Dreieck handelt es sich um ein Dreieck, dass auf dem Kopf steht. Es hat die Positionen:

  • Retter
  • Verfolger
  • Opfer
Positionen Drama Dreieck Transaktionsanalyse

Retter und Verfolger stehen oben und sind die scheinbar Starken. Das Opfer ist unten positioniert und scheinbar schwach. Doch ohne dem Opfer würden Spiele der Erwachsenen gar nicht funktionieren. Das Tückische am Dreieck ist, dass die Spieler nach einer gewissen Zeit ihre Rollen wechseln. Das bringt häufig die vorherige Machtverteilung zum Kippen. Menschen, die die Opfer-Position besetzen, schaffen es erstaunlich häufig, nach einem Rollenwechsel die Verfolger- oder Retter-Position zu besetzen.

Jeder hat eine sogenannte Lieblingsposition im Dreieck. Es ist die Rolle, mit der du am vertrautesten bist und mit der du in der Regel ins Drama einsteigst. Mit der folgenden Übung kannst du eine Idee davon erhalten, welche deine Lieblingsrolle im Drama-Dreieck sein könnte.

Wenn du deine Lieblingsrolle kennst, hast du die Möglichkeit, Antennen für eventuelle Spieleinladungen zu entwickeln. Bist du beispielsweise anfällig dafür, die Retter-Rolle zu besetzen, kann dein innerer Spiele-Sensor anspringen, wenn sich jemand schwach gibt.

Übrigens: Zur Analyse von Spielen mit Hilfe des Drama-Dreiecks habe ich ein ganzes Buch geschrieben. Schau doch mal rein, es lohnt sich.

4. Spiele der Erwachsenen - so gelingt der Ausstieg

Schauen wir uns an, welche Möglichkeiten es gibt, aus einem bereits laufenden Spiel auszusteigen. Es ist grundsätzlich möglich, in jeder Phase des Spiels auszusteigen. Befindest du dich in einem Spiel, das jemand anderes mit dir spielt, kannst du etwas anderes tun, als dein Mitspieler von dir erwartet. Jedoch sollten die Alternativen außerhalb des Drama Dreiecks liegen. Das kannst du durch diese Prüffrage herausfinden:

“Was will ich jetzt gerade in diesem Augenblick wirklich?”

Nimm dir kurz Zeit - überlege genau und fühle, was in deinem Körper vorgeht.

Bemerkst du im Moment des Rollenwechsels, dass du in ein Spiel geraten bist, kannst du auf die negative Auszahlung verzichten. Du kannst dich zum Beispiel selbst loben. Du warst klug genug zu bemerken, dass du in ein Spiel geraten bist. Die Zeit des Nachdenkens hat sich somit gelohnt.

Man könnte im Moment des Rollenwechsels auch zur Intimität übergehen. Zum Beispiel so: Er hat seine Freundin schon eine Weile geneckt. Er fing damit in der Verfolger-Position an und sie in der Opfer-Position. In dem Moment, wenn sie in die Rolle des Verfolgers wechselt wird er eigentlich in die Opferposition eingeladen. Er könnte sagen: “Oh, jetzt merke ich erst, was hier läuft. Ich stichele, weil ich eigentlich Aufmerksamkeit haben will. Jetzt streiten wir uns gleich, dabei will ich eigentlich deine Zuneigung. Können wir das noch ändern?”

Sobald man gelernt hat, Spiele zu analysieren, kann man Einladungen einfach ignorieren und dabei bleiben, worum es eigentlich geht.

Über die Autoren: Bernd Taglieber und Steffen Raebricht 
Fotos TA+ Trainer Bernd Taglieber und Steffen Raebricht

Bernd Taglieber: Supervisor, (Co-)Autor und Berater, Zertifizierter Transaktionsanalytiker (CTA), Organisationsentwickler, Coach und Supervisor, Unternehmer, hier erfährst du mehr über Bernd

Steffen Reabricht: Gründer von TA+, Selbstständig, Transaktionsanalyse-Trainer, Universitäts-Dozent (UT-Dallas), Trainer, Coach, Autor, Imker, hier erfährst du mehr über Steffen

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